Modell des Stationsgebäudes Kleinbrüchter

Der Ort Kleinbrüchter findet sich im Norden Thüringens zwischen Gotha und Nordhausen abseits der Hauptverkehrsstrecken. Die Bahnstation lag an der Greußen - Ebeleben - Keulaer - Eisenbahn, die von Hermann Bachstein gebaut und betrieben wurde. Sie hatte relativ umfangreiche Gleisanlagen. Die Gleislängen waren jedoch so bescheiden, daß sie mit nur geringfügigen Kürzungen in´s Modell übertragen werden konnten. Ich habe Stauchungen vorgenommen und den Längenmaßstab mit 1:100 gewählt. So lassen sich optisch die gegenüber dem Vorbild größeren Weichenwinkel von 12 ° ausgleichen. Ich bin der Meinung, daß Optik der Gleisanlagen eines Modellbahnhofs durch geringfügig größere Weichenwinkel und leichte Verkürzung der originalen Gleislängen gewinnt. Darüber zu philosophieren ist aber ein anderes Thema. Zum Bau der Modellgleisanlagen braucht nur gesagt werden, daß mit Pilz Elite und Fulgurex - Weichenantrieben gebaut wird. Alles Weitere ist nicht neu oder originell. Dagegen ist das Modell des Stationsgebäudes sicher ein Unikat. Beim Vorbild nahm es eine Wohnung, Diensträume, einen Warteraum, Stallungen und Aborte auf. Der Bau des Modells begann zum Jahreswechsel 1995/96 nur mit der Zeichnung aus den „Erfurter Blättern“ und einer gehörigen Portion Begeisterung. Erst etwa 5 Monate später sah ich das Original mit eigenen Augen und mußte feststellen, daß die Realität wie so oft ganz anders ist ( Weitere Fotos im Anhang ). Offensichtlich stellt die veröffentlichte Zeichnung nur einen Entwurf dar. Wesentliche Elemente der Originalzeichnung waren aber wiederzuerkennen. Das Wohngebäude, das Dienstgebäude und der Warteraum entsprechen ziemlich exakt der Zeichnung. Dagegen ist das Nebengebäude größer als das zeichnerisch dargestellte. Außerdem ist an der Nordseite des Warteraumes in den Hof hinein ein Anbau zu finden. Auffälliger Unterschied ist weiterhin der westliche Anbau an dem Gebäudeensemble. Wie im Mai 1996 noch zu sehen war, muß es sich dabei um einen Güterschuppen gehandelt haben. Man kann wohl davon ausgehen, daß er später erst angefügt wurde. Es mag sein, daß auch die anderen Abweichungen aus nachträglichen Umbauten resultieren. Um das zu klären, wären umfangreiche Recherchen nötig. Da aber nicht beabsichtigt war, das Vorbild exakt nachzubilden, wurde darauf verzichtet, diese Einzelheiten zu klären. Auch wenn das Empfangsgebäude der Station „Kleinbrüchter“ zum Anfang der 60er Jahre wohl etwas anders aussah, trifft das Modell doch den Eindruck eines dem Verkehrsaufkommen entsprechend bescheidenen Bauwerkes einer Kleinbahnstation abseits der Magistralen.

Da die Zeichnung von Günter Fromm im Maßstab 1:120 dargestellt ist, habe ich sie zunächst mit 138 % kopiert. Aus der so entstandenen Zeichnung im Maßstab 1:87 entnahm ich die nötigen Maße. Grundbaustoffe des Modells sind Struktur - Plastikplatten, Holz, Evergreen - Platten und - Profile sowie Papier und ein Stück eines Messingröhrchens. Für das Mauerwerk habe ich Ziegelmauerwerksplatten von Auhagen verwendet. Die Ausführung des Mauerwerkes trifft nicht exakt das Vorbild. Ein Bauexperte wird es sehen. Aber die Ziegelgröße ist fast exakt maßstäblich. Außerdem ließ sich das Material mit meiner damaligen Technologie am Besten altern. Zur Nachbildung der gewölbten Fensterstürze klebte ich Papier auf. Es wurde nach dem Aushärten des Klebstoffes eingeritzt. Die großen Fenster des Wohngebäudes entstanden aus den Fenstern für den zweiständigen H0 - Lokschuppen der Firma Auhagen, indem überflüssige Sprossen entfernt und die Fensterteile bis zum Rahmen abgefeilt wurden. Auf dieselbe Weise entstanden die Fenster im Dienstgebäude, bei denen nach Entfernen überzähliger Sprossen aber zusätzlich noch welche eingefügt werden mußten, die aus Evergreen - Profilen entstanden. Im Obergeschoß des Wohngebäudes wurden kleinere Auhagen - Fenster für Wohnhäuser durch zusätzliche Profile angepaßt. Fast unverändert sind nur die Fenster des Warteraumes, die nur bis zum Rahmen befeilt wurden. Die großen Türen stammen wie die Warteraumfenster von Kibri. Die kleineren Türen findet man ebenfalls im Bastelsortiment der Firma Auhagen. An den Türen wurden ebenfalls nur die Klebeflächen bis zum Rahmen entfernt. Die Fensterbretter entstanden aus Evergreen - Profilen, die zwecks Nachbildung der Fugen mit einem Skalpell eingeritzt wurden.

Die Grundkörper des Wohngebäudes und des Dienstgebäudes waren aus den Auhagen - Platten schnell hergestellt. Vor der Verarbeitung wurden sie mit roter Wacofin - Farbe eingefärbt und mit einem stark verdünnten Plakatfarbgemisch gealtert. Jahrzehnte des Dampfbetriebes haben ihre Spuren hinterlassen. Zeitaufwendig wurde das Fachwerk des Warteraumes und des Nebengebäudes. Holzleistchen aus dem Weinert - Programm wurde auf eine dünne Evergreen - Platte aufgeklebt. Für die Zwischenräume wurden passende Ziegelmauerwerksstückchen zurechtgesägt und -gefeilt und in die Gefache eingeklebt Die Türen des Nebengebäudes entstanden aus dünnen Profilholzplatten von MO - Miniatur und „Bändern“ aus Evergreen - Streifen. Die Dächer wurden aus etwas dickeren Profilholzplatten ebenfalls von MO - Miniatur hergestellt, die eine passende Bretterstruktur haben. Schmale Streifen aus Schreibmaschinenpapier bilden die Grundlage für die Teerpappennachbildung. Das Papier wurde mit schwarzer Wacofin - Farbe eingestrichen. Wo Tragbalken der Dachkonstruktion sichtbar sein müssen, wurden sie nachgebildet. An bestimmten Stellen, die kein Betrachter sehen kann, wurde darauf verzichtet. Die Schornsteine entstanden aus entsprechenden Kibri - Teilen. Das Abzugsrohr auf dem Dienstgebäude ist aus einem Rohling für die Weinert - Telegrafenmasten entstanden. Leider hatte ich noch keine gute Idee für den drehbaren Windschutz. Mit diversen Holzleistchen an den Dachenden, farblich nachbehandelten Dachrinnen und Fallrohren aus Auhagen - und Kibri - Basteltüten sowie dem selbst hergestellten Stationsschild erhielt das Gebäude äußerlich den letzten Schliff. Auf eine Inneneinrichtung habe ich verzichtet. Im Wohngebäude schützen Gardinen die Bewohner vor neugierigen Blicken und im Dienstgebäude ist es duster und die Scheiben sind dreckig. Da sieht man auch nichts. Nur im Warteraum sind Einzelheiten zu sehen. Bei der Gestaltung des Umfeldes des Gebäudes ließ ich mich durch meinem Besuch vor Ort inspirieren, ohne jede Einzelheit nachzubilden. Der Bahnsteig existiert übrigens nur noch fragmentarisch, ist aber mit ziemlicher Sicherheit tatsächlich als Kiesschüttung mit einer Bahnsteigkante aus Altschwellen und Altschienen entstanden. Diese Bauweise ist bei Bahnen untergeordneter Bedeutung häufig zu finden.